11. Aug 2023
Schreiben des Unternehmer Netzwerkes Seelbach an die Stadt Lahr zur beabsichtigten Einführung von Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten von Kuhbach und Reichenbach.
Versendet am 10.08.2023
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ibert,
das Vorhaben der Stadt Lahr in Bezug auf die mögliche Tempo 30km/h Umstellung in den Ortsdurchfahrten der Stadtteile Kuhbach und Reichenbach hat für Aufhorchen und etliche Reaktionen seitens unserer Mitgliedsunternehmen gesorgt. Da wir uns als Vorstand des Unternehmer Netzwerkes Seelbach (UNS) für die Interessen der Seelbacher und Schuttertäler Unternehmen einsetzen, kontaktieren wir Sie deshalb in Form dieses offenen Briefes direkt.
Wie man der Presse und Gesprächen mit den jeweiligen Verantwortungsträgern entnehmen kann, sind neben den Wirtschaftsvertretern und Arbeitgebern auch die jeweiligen umliegenden Gemeinden gegen eine Einführung der 30km/h Zone auf dieser für das gesamte Schuttertal wichtigen und einzigen Hauptverkehrsstrecke. Auch wir vertreten diese Meinung und sprechen uns gegen die Einführung aus.
Viele Unternehmen an der B 415 und der L 102, deren Arbeitnehmer, sowie die Bürger in den genannten Gemeinden wären stark von einer solchen Regelung betroffen. Der Pendlerverkehr nach Seelbach und ins Schuttertal führt für einen Großteil der Arbeitnehmerschaft durch Lahr und somit durch Kuhbach und Reichenbach. Das gilt natürlich auch umgekehrt vom Schuttertal und von Seelbach aus nach Lahr, was den Pendlerverkehr für die in Lahr ansässigen Firmen ebenfalls deutlich erschwert. Im wechselseitigen Sinne würde diese Erschwernis zu einer Minderattraktivität aller Arbeitgeber im entsprechenden Einzugsgebiet führen. Davon betroffen sind im Übrigen auch Kinzigtäler Arbeitgeber und Arbeitnehmer, da der diesbezügliche Pendlerverkehr über den Schönberg unserer Ansicht nach ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist.
Ein weiterer Maluspunkt in dieser Debatte ist der tägliche Liefer- und Serviceverkehr, der neben dem Personenverkehr genauso unter dem Tempolimit leiden würde. Auch hier sind etliche Unternehmen betroffen.
Wohlwissend, dass die Temporegulierung auf den Wunsch nach einer höheren Wohnqualität und einen geringeren CO2-Ausstoß beruht, ist es doch fraglich und nicht dargelegt/bewiesen, dass die Reduzierung von 40km/h auf 30km/h diesbezüglich wesentlich zu einer Verbesserung führen würde. Nach begründeter Ansicht des ADAC zum Beispiel ist Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit weder aus Sicherheits- noch aus Umweltgründen zielführend. Die Argumentationslage, die man medial verfolgen kann, zielte bisher nicht daraufhin ab und bleibt deshalb für den interessierten und betroffenen Beobachter gänzlich unklar und trägt zugleich erschwerend zu einer insgesamt kritischen Haltung in der gesamten Bevölkerung bei.
Warum, lieber Herr Oberbürgermeister Ibert, die Stadt Lahr angesichts der eindeutigen, mehrheitlich gegen die Tempo-30-Einführung gerichteten, Stellungnahmen auch der kommunalpolitischen Interessenvertretungen der Bürger in den betroffenen Stadtteilen weiterhin an den Plänen für eine uneingeschränkte Tempo-30-Regelung festhält, können wir nicht nachvollziehen.
In Abwägung alle Argumente Für und Wider Tempo 30 und im besten Sinne einer ausgewogenen und für alle Beteiligten und Betroffenen wertschätzenden Lösung wäre deshalb unseres Erachtens eine auf die Zeit der Nachtruhe von 22:00 bis 06:00 Uhr beschränkte Tempo 30 Regelung in Erwägung zu ziehen. Dieses Konzept wird auf zahlreichen vielbefahrenen Strecken in Großstädten Deutschlands wie bspw. Berlin oder Hamburg bereits mit hoher Akzeptanz und zur vollen Zufriedenheit von Anwohnern und Verkehrsteilnehmern angewendet und würde den Berufs- und Tagesverkehr nicht weiter beeinträchtigen.
Wir fordern Sie auf, Ihre Haltung in dieser Frage noch einmal zu überdenken und den Gesprächsfaden mit den beteiligten Amtsträgern, Unternehmern und Bürgern der Umlandgemeinden aufzunehmen. Wir sind überzeugt, dass es in einem gemeinsamen Dialog Lösungen geben kann, die alle Interessen mit einbeziehen. Gerne werden wir uns an einem solchen von Ihnen anzustoßenden Dialog beteiligen.
Ihr Vorstand des Unternehmer Netzwerkes Seelbach